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Der Wahn ewiger Jugend und Schönheit sorgte in der Kunst schon des Öfteren für große Tragödien und auch in Mystery of the Wax Museum (1933) ist jenes Motiv ein Eckpfeiler der Geschichte. Doch der Film, der 20 Jahre später von dem durchaus unterschätzten André De Toth als House of Wax neu verfilmt wurde, bietet komprimiert auf 77 Minuten noch viel mehr, als das titelgebende Wachsmuseum. Und ich spreche in dem Zusammenhang nicht nur über die Story an sich, bietet die Entstehungsgeschichte des Films doch schon genug Highlights, die dieses Werk besonders machen. So galt der Film nicht nur als verschollen, bis man eine letzte Kopie im Vermächtnis Jack L. Warners fand, es ist auch eine der letzten Produktionen, die im sog. „Two-Strip Technicolor-Verfahren“ produziert wurden, bevor der aufkeimende Farbfilm auch von der „Great Depression“ nicht verschont wurde und die Studios die Kosten drastisch zurückfuhren. Darüber hinaus entstand der Film auch noch vor dem Einsetzen des sog. „Production Codes“, was einen überaus interessanten Blick in die (Film)Welt der 30er Jahre erlaubt.
Die Story dreht sich dabei um den Wachsmuseumsbesitzer Ivan Igor (Lionell Atwill), der im Jahre 1921 ein kleines Wachsfigurenkabinett in London betreibt, welches trotz der Tatsache, nahezu realistische Plastiken zu beherbergen, aber nur schwerlich Gewinne abwirft, wodurch Igors Geldgeber kurzerhand beschließt, das Museum abbrennen zu lassen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Ivan, der seine Werke retten will, verbrennt scheinbar in dem Feuer, um dann 12 Jahre später in den USA wieder aufzutauchen. Erneut verfolgt er seine Vision des perfekten Wachsmuseums und versucht, seine verbrannten Skulpturen wieder auferstehen zu lassen. Image may be NSFW.
Clik here to view.Zur gleichen Zeit kämpft die Reporterin Florence (Glenda Farrell) um ihren Job und um eine Titelstory, als in der Neujahrsnacht eine junge Frau stirbt. Zu Beginn als Selbstmord einer Drogensüchtigen abgestempelt, entwickelt der Fall Brisanz, als die Leiche verschwindet und Florence wittert die Chance einer großen Story. Bald werden sich auch die Wege von Ivan und ihr kreuzen…
Im Grunde ist es schon fast unglaublich, was hier alles in 77 Minuten untergebracht wurde. Regisseur Michael Curtiz hat im Grunde Stoff für zwei bis drei Filme und doch schafft er es irgendwie, die verschiedenen Stränge unter einen Hut zu bringen. Während die kurze Inhaltsangabe einen Blick auf die Hauptgeschichte gestattet, taucht im Film noch ein Schmugglerring, ein unter Mordverdacht stehender Playboy und Florence Freundin Charlotte (Fay Wray) samt Verlobten auf. Kein Wunder also, dass der Film beim Sehen bisweilen etwas abgehackt und kantig wird, wenn sich die Akteure gerade einmal wieder durch die Story hasten. Denn spätestens mit dem Szenenwechsel in eine amerikanische Großstadt, ist erst einmal der gotische Charme der Eröffnungssequenz verflogen und das hektische Treiben einer Metropole hält Einzug.
Speziell Glenda Farrells Charakter haut den Zuschauer durchaus aus den Socken, vor allem wenn man falsche Vorstellungen bzgl. klassischer Hollywoodfilme hat. Als spitzfindige, quasi nie schweigende Reporterin werden hier Dialoge zum Besten gegeben, bei denen das Wort „wise-cracking“ noch untertrieben ist.Image may be NSFW.
Clik here to view. So profitiert der Film auch von der eingangs erwähnten Tatsache, vor dem Production Code entstanden zu sein, und so wimmelt es nur von eindeutigen Anspielungen und Kommentaren. Gerade im Kontrast zu der sonst fast klassischen Story, die ein wenig Robert Louis Stevensons The Body Snatcher erinnert, ergibt das eine mehr als interessante Mischung, die auf den heutigen Zuschauer auch befremdlich wirken mag.
Es ist ein wenig schade, dass die damals schon bekannte Fay Wray hier eigentlich nur als Zierde fungiert, während sich Glenda Farrell durch den Film schnattert. Immerhin hat sie mit Lionell Atwill einen fähigen Gegenspieler, der sein Spiel anfangs durchaus subtil anlegt, um später sein wahres Ich zu zeigen, wenn es in Richtung Showdown kommt. So vermag dann auch fast 80 Jahre später ein gewisser Grusel entstehen, wenn man sich im Wachsmuseum gegenüber steht, dessen Kellergewölbe durchaus einen expressionistisch/surrealistischen Einschlag hat, was durch den verwendeten Farbfilm noch unterstützt wird.
Wie schon erwähnt, ist Mystery of the Wax Museum ein Kleinod, welches seinen Platz in der Filmgeschichte sicher hat. Wer dann über die teils holprig/ruppig erzählte und vollkommen überladene Story hinwegsehen kann und auch keine Angst vor Glenda Farrells Mundwerk hat, der bekommt hier einen zutiefst unterhaltsamen und temporeichen Genrebeitrag geliefert: 07/10.